Streit

Das Wichtigste des Textes auf einen Blick:

  • Dass sich Jugendliche weniger an ihren Eltern orientieren, kann dazu führen, dass sie sich mehr mit seinen Eltern streiten.
  •  Auch in Freundschaften kommt es immer wieder aufgrund verschiedener Themen zum Streit. Streiten kann manchmal auch dazu führen, dass eine Freundschaft nach der Klärung enger wird. Jedoch ist es dabei wichtig das Gespräch zu suchen und offen miteinander zu reden.  
  • Beim Streit ist die Anspannung meistens in einem höheren Bereich und es fällt uns schwerer klar zu denken.
  • Sind Personen stark psychisch belastet, dann ist das Stress- und Anspannungslevel in der Regel deutlich höher als bei psychisch gesunden Menschen. Es kann sein, dass sie empfindlich reagieren und es schneller zu Streit kommt.

Funktionen von Streit

Sich mit anderen zu streiten ist normal und wichtig.  

  • Wir setzen uns dann intensiv mit uns selbst und der anderen Person auseinander.   
  • Wir können für uns selbst einstehen und zeigen, was uns besonders wichtig ist.  
  • Wenn wir den Streit klären, können wir dabei lernen, Kompromisse zu schließen.  

Streit mit den Eltern 

Im Laufe der Jugend verändert sich vieles. Teilweise verändert sich auch die Beziehung zu den Eltern im Jugendalter. Das liegt daran, dass sich viele Jugendliche emotional von ihren Eltern lösen und beginnen, diese als normale Menschen mit Stärken und Schwächen zu sehen. Viele beginnen außerdem, sich mehr an ihren Freund:innen als an ihren Eltern zu orientieren und haben erste feste Freund:innen. Dass man sich weniger an seinen Eltern orientiert, kann dazu führen, dass man sich mehr mit seinen Eltern streitet.  

Außerdem kommt es im Jugendalter durch hormonelle Veränderungen und die Herausforderungen des Erwachsenwerdens auch mal dazu, dass die Stimmung schwankt. Das kann sich für dich manchmal so anfühlen, als hättest du deine Gefühle nicht “unter Kontrolle”. Gleichzeitig teilen Jugendliche weniger mit ihren Eltern, weshalb sich die Veränderung der Stimmung für Eltern teilweise zufällig und unberechenbar anfühlt.  

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Diese vielen Veränderungen können dazu führen, dass es auf einmal deutlich mehr zu Streit kommt. Es gibt viele Themen, über die man mit seinen Eltern streiten kann.

Häufige Themen sind:  

  • Schlafenszeiten  
  • Ausgehzeiten  
  • Probleme in der Schule  
  • Fernsehen, Handy, PC  
  • Neid mit bzw. Vergleich mit anderen Jugendlichen 
  • Rivalität mit den Geschwistern 
  • Aufräumen  
  • Alkohol und Drogen  
  • Essen  
  • Freundeskreis  
  • Partnerschaften und das Ausleben von Sexualität 

Streit in Freundschaften 

Auch mit Freund:innen kommt es immer wieder zu Streit. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Manchmal streitet man mit Freund:innen wegen eines Missverständnisses, Neid oder weil man sich unfair behandelt fühlt. Das kann einen sehr runterziehen. 

Streiten kann manchmal aber auch dazu führen, dass eine Freundschaft nach der Klärung enger wird. Jedoch ist es dabei wichtig das Gespräch zu suchen und offen miteinander zu reden.  

Reaktion im Streit 

Streits können einen auch sehr traurig oder wütend machen. In den Momenten, in denen wir starke Gefühle empfinden, sagen oder tun wir manchmal Dinge, die wir danach bereuen. Das kann auch damit zusammenhängen, dass wir in diesen Momenten besonders angespannt sind und deshalb Schwierigkeiten haben, einen kühlen Kopf zu bewahren.  

Was ist Anspannung und welche Folgen hat sie in Streitsituationen? 

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Die innere Anspannung kann allgemein von sehr entspannt (z.B. beim Dösen) bis zur Hochanspannung (man hat das Gefühl gleich zu explodieren) gehen. In einem mittleren Bereich können wir gut funktionieren, wir sind nicht zu entspannt, aber auch nicht zu angespannt. In diesem Zustand können wir gut auf Anforderungen aus der Umwelt reagieren und sind konzentriert. Ist die Anspannung aber sehr hoch, dann reagieren wir vielleicht empfindlicher oder schneller wütend, wenn etwas nicht so läuft, wie wir es uns wünschen. Mit einer hohen Anspannung ist es nämlich schwierig darüber nachzudenken, welche Konsequenzen das eigene Handeln haben könnte. Wenn wir streiten, dann ist die Anspannung meistens in einem höheren Bereich und es fällt uns schwerer klar zu denken. Das kann zur Folge haben, dass wir unüberlegt gemeine Sachen sagen oder Dinge, die wir eigentlich nicht so meinen.   

Veränderungen des Streit-Verhaltens als Warnzeichen

Wie wir auf unser Umfeld reagieren, hat viel damit zu tun, wie es uns in dem Moment geht. Wenn man einen richtig schlechten Tag hat und sehr genervt ist, reagiert man auch mal schneller gereizt als sonst.  

Sind Personen stark psychisch belastet, dann ist das Stress- und Anspannungslevel in der Regel deutlich höher als bei psychisch gesunden Menschen. Es kann sein, dass sie empfindlich reagieren und es schneller zu Streit kommt. Auch kleine Äußerungen, die normalerweise nichts ausgelöst hätten, können dann zum Streitfaktor werden. Wenn sich die Art und Weise deutlich ändert, wie Menschen auf Kritik oder kleine Probleme reagieren, dann könnte das ein Hinweis darauf sein, dass sie aktuell belasteter sind als sonst. So eine Veränderung des Verhaltens macht es besonders schwierig, Freund:innen darauf anzusprechen, dass sie in der eigenen Wahrnehmung empfindlicher sind als sonst. Tipps für besonders rücksichtsvolle Formulierungen findest du hier


Quellen

Eismann, G., & Lammers, C. H. (2017). Therapie-Tools Emotionsregulation: Mit E-Book inside und Arbeitsmaterial. Beltz. Grasmann, D., & Euler, F. (2019). Therapie-Tools Aggressives und expansives Verhalten im Kindes-und Jugendalter. Beltz. Rief, W., Schramm, E., & Strauß, B. (Eds.). (2021). Psychotherapie: Ein kompetenzorientiertes Lehrbuch. Elsevier Health Sciences.