Sorgen und Grübeln

Das Wichtigste des Textes auf einen Blick:
- Grübeln bedeutet, dass man immer wieder über Dinge aus der Vergangenheit nachdenkt. Manchmal fühlt es sich an, als würden sich die Gedanken aufdrängen und als könne man gar nicht mehr aufhören, sich mit den Gedanken zu beschäftigen.
- Es gibt wichtige Merkmale, die auf problematisches Grübeln hinweisen wie Gedankenkreisen, "Warum-Fragen" oder ein hoher Zeitaufwand.
- Sorgen sind im Gegensatz zu Grübel-Gedanken eher auf die Zukunft gerichtet.
- Wenn man sich sehr viele Sorgen macht, geht es darum sich auf vermeintliche Gefahren vorzubereiten.
Stell dir vor, du liegst abends im Bett und kannst nicht einschlafen. Plötzlich fängst du an nachzudenken. Es fallen dir auf einmal Situationen ein, die du schon längst vergessen hast oder Dinge, die in der Zukunft noch anstehen. Jetzt kannst du erst recht nicht einschlafen und steigerst dich immer mehr rein.
Diese Situation kennt jeder Mensch. Doch was passiert, wenn das zum Alltag wird?
Grübeln
Grübeln bedeutet, dass man immer wieder über Dinge aus der Vergangenheit nachdenkt. Das bezieht sich häufig auf Situationen, die in dem Moment oder im Nachhinein als unangenehm empfunden werden. Zum Beispiel wird ein Gespräch wieder und wieder durchdacht. Manchmal fühlt es sich an, als würden sich die Gedanken aufdrängen und als könne man gar nicht mehr aufhören, sich mit den Gedanken zu beschäftigen.
Dass Menschen grübeln, ist sehr nachvollziehbar. Wenn wir Situationen aus der Vergangenheit immer wieder gedanklich durchgehen, haben wir das Gefühl, diese Situationen vielleicht besser zu verstehen und ein Gefühl von mehr Kontrolle. Grübeln ist jedoch sehr anstrengend, da diese Form des Denkens sehr viel Energie verbraucht. Zudem verstärkt Grübeln langfristig Gefühle wie Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit.
Woran erkenne ich Grübel-Episoden?
Hier sind wichtige Merkmale, die auf problematisches Grübeln hinweisen.
- Gedankenkreisen: Wiederholtes Nachdenken über die gleichen Themen oder Ereignisse, ohne zu einer Lösung zu kommen.
- Warum-Fragen: Beschäftigung mit Fragen wie „Warum bin ich nicht fünf Minuten früher losgefahren?“, „Warum bin gerade ich krank geworden?“, „Warum wurde ich nicht auf den Geburtstag eingeladen?“, auf die es keine oder nur unbefriedigende Antworten gibt.
- Hoher Zeitaufwand: Es wird viel Zeit mit Grübeln verbracht, wodurch man weniger Zeit für anderes hat.
Sorgen
Im Gegensatz zu Grübeln sind Sorgen eher auf die Zukunft gerichtet. Typische Fragen sind: „Wie wird das Praktikum?“, “Was soll ich nach dem Schulabschluss machen?” oder “Werde ich nach dem Schulwechsel neue Freund:innen finden?”. Unsicherheiten in der Zukunft können ziemlich Angst machen.
Doch was passiert, wenn man sich mit seinen Sorgen verstrickt und nicht mehr aufhören kann, sich Sorgen zu machen? Man denkt wieder und wieder über die gleichen Fragen nach. Wenn man sich sehr viele Sorgen macht, geht es darum sich auf vermeintliche Gefahren vorzubereiten. Das klingt unlogisch? Wenn man sich sehr viel sorgt, hat man das Gefühl, alle möglichen Situationen durchdacht zu haben und bekommt kurzfristig ein Gefühl von Sicherheit. Zu viele Sorgen verursachen aber auch Angst, langfristig Unsicherheit und kosten einen sehr viel Kraft. Außerdem verbringt man viel Zeit damit, wodurch man andere, positive Erfahrungen verpasst.
Es ist normal, wenn man sich ab und zu Sorgen macht. Das gehört zum Leben dazu. Wenn jedoch Freund:innen von dir auf einmal deutlich besorgter wirken und vermehrt die gleichen Sorgen schildern und nicht mehr aufhören können, sich zu sorgen, könnte es sein, dass sie aktuell belasteter sind als sonst.
Weiterführende Tipps:
Es ist sehr belastend, wenn man viel Zeit am Tag damit verbringt, sich zu sorgen oder zu grübeln. Bei beidem hilft Ablenkung gut. Falls du etwas mit Freund:innen unternehmen willst, die sich gerade viel sorgen oder viel grübeln, dann guck doch mal bei dem Thema “Aktivitäten, die gut tun” vorbei.
Quellen
Faßbinder, E., Klein, J.P., Sipos, V., Schweiger, U. (2015). Therapie Tools Depressionen. Beltz. Watkins, E. R., & Roberts, H. (2020). Reflecting on rumination: Consequences, causes, mechanisms and treatment of rumination. Behaviour research and therapy, 127, 103573.Wittchen, H. U., & Hoyer, J. (2011). Klinische Psychologie & Psychotherapie (Vol. 1131). Heidelberg: Springer.Rief, W., Schramm, E., & Strauß, B. (Eds.). (2021). Psychotherapie: Ein kompetenzorientiertes Lehrbuch. Elsevier Health Sciences.