Unkontrollierbarer Ärger

Das Wichtigste des Textes auf einen Blick:

  • Wut ist eine unkontrollierbare Form von Ärger, die zu Streit, Gewalt und Scham führen kann.
  • Ärger hilft, eigene Grenzen zu erkennen und für Regeln und Prinzipien einzustehen
  • Atemübungen oder Tagebücher können helfen, Wut besser zu erkennen und zu kontrollieren.

Was ist Ärger?

Manchmal reicht ein falsches Wort einer Person, ein Blick oder eine Geste und in uns steigt ein sehr starkes Gefühl auf: der Ärger. Ärger kann in verschiedenen Situationen entstehen. Zum Beispiel, wenn andere Personen unsere Grenzen nicht respektieren und uns körperlich bedrängen oder angreifen oder uns abwerten, provozieren oder nicht ernst nehmen.   Ärger ist ein sehr starkes und manchmal sogar überwältigendes Gefühl, das plötzlich auftreten kann. Ärger kann dazu führen, dass man impulsiv oder aggressiv handelt und Dinge tut oder sagt, die man später bereut. Für einige Menschen fühlt sich Ärger sogar so an, als würden sie die Kontrolle über sich selbst verlieren. Deshalb hat Ärger bei vielen Menschen einen schlechten Ruf, da er mit Impulsivität und Aggressivität verbunden wird. Er ist in vielen Situationen, wie beispielsweise im Schulunterricht, nicht akzeptiert und kann zu Problemen führen. Dabei ist es für uns wichtig, dass wir uns ärgern können.  

Wozu ist Ärger gut? 

Eine wichtige Funktion des Ärgers ist es, dass wir durch dieses Gefühl merken, wenn die eigenen Grenzen oder Vorstellungen von einem menschlichen Miteinander verletzt werden.  Wenn man sich ärgert, merkt man, was einem wichtig ist und welches Verhalten von anderen nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Ärger kann auch helfen, dass Menschen darauf achten, dass gemeinsame Regeln eingehalten werden. Häufig hilft Ärger nämlich dabei, den Mut aufzubringen, zu sagen, was einen gerade stört und Situationen zu ändern, die einem nicht gefallen. Daher erfüllt Ärger eine sehr wichtige Funktion für die eigene Psyche und das Zusammenleben mit anderen Personen!  

 

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Was ist Wut?  

Manchmal kann es vorkommen, dass der Ärger so stark wird, dass wir ihn nicht mehr kontrollieren können und Dinge tun, die wir normalerweise nicht tun würden wie lautes Schreien, oder Gegenstände schmeißen. Bei diesem unkontrollierbaren Ärger spricht man auch von Wut. Häufig sind die Wutausbrüche im Nachhinein auch mit Scham verbunden. 

Menschen, die häufig wütend sind, können verschiedene Probleme bekommen:

  • Streit: Es kann leicht zu Streitigkeiten und Konflikten mit Freund*innen und Familienmitgliedern kommen. Diese Konflikte können sehr belastend sein und dazu führen, dass man sich einsam fühlt.
  • Gewalt: Manchmal kann die Wut auch so weit gehen, dass Menschen körperliche oder sprachliche Gewalt ausüben. Dies kann dazu führen, dass andere Personen verletzt werden, Gegenstände kaputt gehen und man auch Probleme mit der Polizei bekommen kann.

Tipps zum Umgang mit Ärger und Wut 

Beim Umgang mit Ärger und Wut gilt es verschiedene Dinge zu beachten. Zum einen muss man klar unterscheiden, ob eine Person “normalen” Ärger, wie ihn jeder von uns kennt, oder unkontrollierbare Wut zeigt. Wenn man sich ärgert, weil man zum Beispiel von einer anderen Person provoziert worden ist, ist es wichtig das Gefühl des Ärgers auch zuzulassen und zu spüren. Gleichzeitig sollte man überlegen, wie man die Situation, die einen ärgert, ändern kann. Zum Beispiel könnte man versuchen, das Problem mit der Person, die einen geärgert hat, zu besprechen.  Wenn jemand unkontrollierbare Wut hat, die einem selbst oder anderen Personen schaden kann, können Strategien helfen, um die Wut wieder unter Kontrolle zu bringen.  

Tipps hierfür können sein:  

  • Bis zur Zahl 20 zählen, bevor man handelt oder spricht
  • Eine kurze Atemübung machen: 4 Sekunden einatmen, 4 Sekunden halten, 4 Sekunden ausatmen
  • Wenn möglich einen kurzen Spaziergang machen  
Langfristig kann es sinnvoll sein, in einem Tagebuch oder der Notizen-App des Handys aufzuschreiben, wann man unkontrollierbare Wut hat, um sich bewusst zu machen, was die Auslöser waren. Auch eine psychologische Psychotherapie kann sinnvoll sein, um die Probleme, die unkontrollierbare Wut mit sich bringen kann, zu bewältigen.  In Gesprächen mit Menschen, die manchmal unter ihrer Wut leiden (oder die ihre Wut oft an anderen auslassen) ist es wichtig, einfühlsam vorzugehen. Solltest du Angst vor einem Gespräch haben, scheue dich nicht, eine erwachsene Person dazu zu nehmen.  Wenn du jemanden kennst, der/die in letzter Zeit entweder sehr häufig wütend war, oder eine starke unkontrollierbare Wut hatte, sodass er/sie sich nicht mehr beruhigen konnte, kann es ratsam sein, mit der Person zu sprechen und gegebenenfalls Hilfe zu suchen. 

Quellen

Kast, Verena (2010); Vom Sinn des Ärgers. Kreuz, Stuttgart 1985, ISBN 3-7831-1659-7. Herder, Freiburg, Basel, Wien 2010, ISBN 978-3-451-06011-3. Köhle, Anne-Bärbel (1998); Wut lass nach! Kreativer Umgang mit einem starken Gefühl. Kreuz, Stuttgart 1998, ISBN 3-268-00218-8.